Heidmarie Rubart & Brigitta Wortmann © BBE / Chantal Schöpp

Die Civil Academy wurde 2005 von BP Europa SE und dem BBE konzipiert und wird seitdem gemeinsam umgesetzt. Im Interview erzählen Brigitta Wortmann von BP und Heidemarie Rubart, Programmleiterin der Civil Academy im BBE, wie sie junge Menschen in ihrem Engagement unterstützen und nachhaltig fördern.

EMS!: Frau Wortmann, was war die Grundmotivation für die Initiative von BP?

Brigitta Wortmann: Wir haben uns als BP im Jahr 2005 gefragt, mit welchem spezifischen Beitrag wir uns als Unternehmen in die Gesellschaft einbringen können. Wichtig war uns dabei, dass wir dies nicht nur finanziell tun, sondern auch mit den Kompetenzen unserer Mitarbeitenden. Die Umsetzung von Ideen und das Management von Projekten  sind Tätigkeiten, die wir tagtäglich machen. Darin liegen unsere Stärken. Ebenso wichtig war uns, dass wir mit unserem Engagement zu einer lebendigen und aktiven Gesellschaft in Deutschland beitragen. Eine solche Gesellschaft braucht junge Menschen, die sich mit ihren Ideen und Sichtweisen einbringen. Darin wollen wir sie bestärken und unterstützen, ihre Ideen für gemeinnützige Projekte zu verwirklichen, nach dem Motto: Gutes auch gut tun. Mit dem BBE haben wir einen kompetenten Partner aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich gefunden, der dieses Programm nun schon in der 29. Runde mit uns gemeinsam umsetzt. Für das BBE sprach die Breite des Netzwerkes, die Vielfalt des Engagements, das dort abgebildet wird, und die grundsätzliche positive Haltung zu einer strategischen Zusammenarbeit mit einem Unternehmen.

EMS!: Frau Rubart, wie setzt die Civil Academy die von Frau Wortmann beschriebene Idee konkret um?

Heidemarie Rubart: Wir setzen in der Civil Academy auf das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe. Mit kreativen Methoden versuchen alle zusammen jede der eingebrachten Ideen weiterzuentwickeln. Dafür bieten wir die Strukturen. An drei Wochenenden haben wir jeweils unterschiedliche Schwerpunkte. Zuerst schauen wir uns Ideen an, entwickeln diese weiter, legen Meilensteine fest. Im zweiten Schritt geht es darum, entlang der Meilensteinpläne auch Kostenpläne zu entwickeln und zu überlegen, wer die Mittel dafür zur Verfügung stellen kann. Wenn das steht, geht es um die Teamentwicklung. Der letzte Schritt ist dann die Präsentation in der Öffentlichkeit und gegenüber potenziellen Förderern und Förder*innen. Als Civil Academy bieten wir die Plattform und das Handwerkszeug, damit die Engagierten in diesen Räumen ihre Idee weiterentwickeln können. Das passiert dann natürlich auch zuhause weiter. Es gibt kleine Hausaufgaben, die Teilnehmenden vernetzen sich untereinander und arbeiten zwischen den Workshops an den Ideen weiter.

EMS!: Frau Wortmann und Frau Rubart, gibt es Rahmenbedingungen, die junge Menschen für ihr Engagement brauchen?

Brigitta Wortmann: Ich halte es für wichtig, dass junge Menschen frühzeitig in ihrem Umfeld eine positive Einstellung zum Engagement mitbekommen. Das ist in vielen Fällen das Elternhaus, das auch die Einstellung zum Engagement prägt, und eine bedeutende Rolle spielt die Schule. Dabei ist es wichtig, dass die Schule den ganzen Menschen sieht und auch Impulse setzt und Räume schafft für Engagement.

Engagement bedeutet auch, sich ausprobieren zu können, Mut zu haben, Ausdauer zu haben. Ich denke nicht, dass viel vorgegeben werden muss. Wir geben den Engagierten in der Civil Academy Instrumente an die Hand. Das hat aber nicht das Ziel und den Zweck, dass sie alles professionalisieren oder die Idee sogar als Business umsetzen sollen. Sondern es geht darum, dass sie in ihrem Elan unterstützt werden und dass sie dadurch Möglichkeiten zum Austausch bekommen. Und wenn sie mal scheitern, dann gehört das dazu. Alles ist ein Lernprozess.

Heidemarie Rubart: Darüber hinaus sollte jugendliches Engagement auch ernst genommen werden. Ernst genommen, wertgeschätzt und anerkannt. Meine Erfahrung ist es, dass junges Engagement zwar oft hochgelobt wird, aber wenn sie dann tatsächlich Unterstützung einfordern, werden sie manchmal auch belächelt. Außerdem ist es wichtig, dass sie ernsthaft partizipieren können. Denn Engagement ist gleich viel wert, egal in welchem Alter man das macht. Und dass Jugendliche sich anders engagieren als Erwachsene, das weiß man auch.

Wie Frau Wortmann bereits gesagt hat, brauchen sie Räume für ihre Selbsterfahrung. Wenn sie stärker unterstützt werden bedeutet das eben auch, dass die Erfolgsaussicht von einem Projekt größer ist und das wiederum bewirkt, dass sie sich auch weiter engagieren. Ich finde außerdem, dass Vorbilder wichtig sind. Man muss den jungen Menschen aufzeigen können, wie andere sich engagieren. Aber sie brauchen auch eigene Netzwerke unter Gleichaltrigen.

Brigitta Wortmann: Genau. Auch ich habe bei manchen Teilnehmenden mitbekommen, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen, weil sie manchmal sehr enthusiastisch sind und ihre Ideen zum Teil auch sehr außergewöhnlich. Für viele ist es wirklich motivierend und stärkend in ihrem Engagement, sich mit anderen Engagierten auszutauschen. Bei der Civil Academy treffen sie auf junge Menschen, die sich engagieren, die eine Idee haben und dieser Idee auch folgen. Für sie ist es einfach motivierend, Menschen zu treffen, die ähnlich ticken.

Zum anderen ist es wichtig, im jungen Alter auch positive Erfahrungen zu machen. Menschen, die sich früh engagieren in ihrem Leben, tun es auch später. Deshalb sollte man jungem Engagement auch Raum und Wertschätzung zu geben, wie Frau Rubart bereits sagte.

EMS!: Frau Rubart, ein Bestandteil der Civil Academy ist das Alumninetzwerk. Warum ist dieses Netzwerk so wichtig?

Heidemarie Rubart: Wir haben inzwischen aus 28 Durchgängen mehr als 650 Ehemalige, mit denen wir noch viel Kontakt haben in unterschiedlichen Formen. Wir veranstalten jährlich ein sogenanntes Vernetzungstreffen, zu dem wir die Ehemaligen einladen. Dort gibt es Räume für Austausch, Impulse und Input von Gästen zu bestimmten Themen. Einerseits dienen die Treffen zur Vernetzung untereinander und zur Schaffung von Synergieeffekten. Teilweise entstehen dort sogar neue Projektideen. Ein weiterer Punkt ist, dass sie sich auch über diese Treffen hinaus eigeninitiativ untereinander und mit anderen austauschen. Dadurch potenzieren sich diese Netzwerke sogar.

Wenn Alumni Fachfragen an unser Büro richten, die wir per Rundmail in die Community weiterleiten, dann kommen mindestens fünf bis sechs Antworten innerhalb des nächsten Tages zurück. Es gibt also eine Grundbereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen und Erfahrungen weiterzugeben. Ich glaube, die intensive Alumniarbeit ist die große Qualität der Civil Academy. Wir könnten es gar nicht leisten, 650 Leute bei allen Fragestellungen zu begleiten. Wir spielen dann eine Art Motor, schicken die Themen mit unseren Möglichkeiten ins Netzwerk und versuchen zu initiieren, dass sie sich untereinander unterstützen können.

Mehr zur Civil Academy: www.civilacademy.de
 

Brigitta Wortmann, Senior Political Adviser bei BP Europa SE und Mitglied des BBE-Sprecher*innenrates
Heidemarie Rubart, Programmleiterin Civil Academy, BBE