Über viele Jahre hinweg erschien uns die europäische Integration auf Grundlage gemeinsamer Werte wie Demokratie, Bürgerrechte und Solidarität als unangefochten. Eine ganze Generation ist bereits mit offenen Grenzen, einem EU-Pass und mit dem Euro groß geworden. Heute erleben wir zum ersten Mal, dass diese Errungenschaften offen in Frage gestellt werden. Zum ersten Mal erscheint uns das europäische Projekt nicht mehr als unverletzlich, zum ersten Mal erleben wir eine Europadämmerung: Austrittsszenarien, Krisenrhetorik und Renationalisierungstendenzen bestimmen die europapolitische Debatte.

Ein Hoffnungsschimmer dabei ist eine Renaissance des zivilgesellschaftlichen pro-europäischen Engagements in jüngster Zeit. Grenzüberschreitende Begegnungen und Austausche werden wiederbelebt, Menschen gehen für Europa auf die Straße, neue Initiativen entstehen. Sie wollen den nationalistischen Tendenzen etwas entgegen setzen und für ein offenes Europa einstehen.

Europäisch engagiert: Das sind die zahllosen Menschen, die in ihren Freizeit- und Sportvereinen oder mit dem Städtepartnerschaftsinitiativen Begegnungsfahrten nach Frankeich oder Polen organisieren; Menschen, die Künstler*innen und Musiker*innen aus ganz Europa zusammenbringen und europäische Festivals auf die Beine stellen, Diskussionsveranstaltungen organisieren oder Lesungen zu Europa.

Europäisch engagiert: Das sind die vielen Tausend Menschen, die Woche für Woche für ein demokratisches, solidarisches und sozial gerechtes Europa zu Veranstaltungen und auf die Straße gehen. Es sind diejenigen, die sich über soziale Netzwerke in die Debatte einbringen, die sich an Konsultationen und Petitionen beteiligen oder eine Europäische Bürgerinitiative unterstützen.

Europäisch engagiert: Das sind die zahlreichen pro-europäischen Initiativen und Kampagnen – traditionsreiche wie die Europäische Bewegung oder die Europa-Union und jüngere wie Soul for Europe, Pulse of Europe oder The European Moment – mit ihren Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen. Europäisch engagiert: Das sind auch die vielen zivilgesellschaftlichen Verbände und Stiftungen, die sich täglich in die Brüsseler Politik einmischen, um für ihre Anliegen zu streiten.

All diesen Engagierten – so unterschiedlich ihr Engagement auch sein mag – muss mehr Sichtbarkeit gegeben werden. Darum ist es so wichtig, dass die Woche des Bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland diesen Engagierten eine Bühne bietet. Wichtig wird es aber auch sein, die Engagierten europaweit zusammen zu bringen, um in gemeinsamer Anstrengung für Veränderungen in Europa einzutreten. Einen Rahmen dafür bietet z.B. die Kampagne »Make Europe Great Again – MEGA« des European Civic Forum. Das BBE hat sich als deutscher Partner dieser Initiative angeschlossen, und wird auch über die aktuelle Kampagnenwoche hinaus mit seinen Medien wie dem Europa-Newsletter »BBE Europa-Nachrichten« über die europäische Engagierten berichten und sie unterstützen.
 

Autor:
Mirko Schwärzel, Leiter des Arbeitsbereichs Europa in der BBE Geschäftsstelle