DBJR © Fuchs Funke CC BY NC 4.0

Junge Menschen engagieren sich und übernehmen dabei Verantwortung. Ihr Engagement ist Ausdruck ihrer Wertevorstellungen. Dabei sind die Inhalte und Themen des Engagements so bunt und facettenreich wie die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen.

Sie erleben in ihrem ehrenamtlichen Engagement, dass sie etwas bewegen und die Entwicklung der Gesellschaft nach ihren Vorstellungen konkret beeinflussen können. Diese Erfahrung von Selbstwirksamkeit ist ein wichtiges Motiv, das die konkreten Interessen und Werthaltungen ergänzt: Erfolgreiches Engagement macht Spaß!

Bei den vielfältigen Formen jungen Engagements sticht das Engagement in den Jugendverbänden heraus. Mehr als sechs Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bundesweit sind in Jugendverbänden aktiv - und engagieren sich langfristig, Woche für Woche. Das Engagement in Jugendverbänden ist grundsätzlich selbstorganisiert, freiwillig, wertegebunden und gemeinnützig. Es ist niemals bloßer Selbstzweck, aber meist verbunden mit einem konkreten Ziel – eben „für sich selbst und andere“ etwas tun.

Trotzdem werden die Möglichkeiten junger Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren, leider durch politische Entscheidungen und gesellschaftliche Veränderungen beschnitten. Das kann langfristig Konsequenzen haben, denn die Freiwilligensurveys zeigen eindeutig: Wer nicht als junger Mensch ehrenamtlich aktiv war, ist später nur sehr schwer für ein ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. Den Generationen jenseits der Jugend fällt es darüber hinaus leichter, durch besonders förderliche Rahmenbedingungen wie etwa soziale Absicherung und größere Zeitbudgets ehrenamtlich aktiv zu sein. Diese Vorteile genießt die Jugend weniger.

Veränderungen – eine Generation unter Druck

Die Debatte um Veränderungen im ehrenamtlichen Engagement und vor allem in Bezug auf die Veränderungen des Engagements junger Menschen folgt den gesellschaftlichen, sozialen und ökonomischen Veränderungen. Häufig entstehen undifferenzierte Jugendbilder oder Stereotype, die der Wirklichkeit und empirischer Grundlagen entbehren. Mehrfach wurden krisenhafte Rückgänge im ehrenamtlichen Engagement junger Menschen beschworen, die sich aber in keiner empirischen Studie belegen lassen.

Gleichwohl: Ehrenamtliches Engagement unterliegt Veränderungen. Diese müssen differenziert erfasst und bewertet werden. Da ist etwa die Forderung der Wirtschaft nach einer schnellen, auf die Anforderungen der Erwerbsarbeit ausgerichteten Bildung mit möglichst frühem Abschluss. Reformen in der Hochschulausbildung verdichten Bildungsinhalte. Der damit verbundene Druck zu konsequenter Leistungsorientierung und Selbstbehauptung behindert eine umfassende Selbstentfaltung und setzt Impulsen der Selbstverwirklichung enge Grenzen.
Dieser wachsende Zeit- und Leistungsdruck, aber auch ein überproportionales Armutsrisiko und allem voran zweifelhafte Zukunftschancen bestimmen die Perspektiven vieler junger Menschen auf ihr Leben und die Gesellschaft. Dies sind keine guten Bedingungen, uneigennütziges und unverzwecktes Engagement zu entwickeln. Die gesellschaftlichen Anforderungen an Flexibilität und Mobilität erschweren zudem in ihrer Tendenz die Kontinuität im ehrenamtlichen Engagement.

Ein Beispiel: Die Ausdehnung der täglichen Schulzeit durch Einführung von Ganztagsschulen und achtjährigen Gymnasien (G8) reduzierte notwendige Freiräume von Schüler*innen für freiwilliges und selbstbestimmtes Engagement. Die daraus folgende Verlagerung auf das Wochenende führt zu einer verstärkten Konkurrenz zu anderen Möglichkeiten der Gestaltung der freien Zeit: Treffen mit Freunden, Ansprüche der Eltern, ggf. auch Erwerbsarbeit.
Ein anderes Beispiel: Der Umbau des Sozialstaates führt dazu, dass die staatlichen Sicherungssysteme ihre Leistungen reduzieren und die Verantwortung, die der Staat auf die Bürger*innen überträgt, steigt. Dies bedingt eine hohe Kinder- und Jugendarmut, die vielen jungen Menschen keine ausreichende materielle Basis für ehrenamtliches Engagement lässt.

Grund genug das Engagement von Kindern, Jugendlichen und junge Erwachsenen sowie dessen Rahmenbedingungen mit einem eigenen SonderInfoletter und Kampagnenschwerpunkt eingehender zu beleuchten.


Autor: Michael Scholl leitet den Bereich Medien und Kommunikation beim Deutschen Bundesjugendring.