PROJEKT DER WOCHE

Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart e. V.

Susanne Siegert engagiert sich ehrenamtlich dafür, dass die Menschen aus dem eher unbekannten KZ-Außenlager Mühldorf nicht vergessen werden. Mit Videos, Podcasts, Fotos und Kurztexten setzt sie auf aktive und moderne Erinnerungskultur auf Social Media.

Susanne Siegert ist ganz in der Nähe des bayrischen Landkreises Mühldorf am Inn groß geworden. Sie machte dort Abitur und wusste lange nichts von einem Ort, nur 15 Kilometer von ihrer Schule entfernt. In einem Wald lag dort 1944 das Konzentrationslager Mühldorf Hart. Es war eines der größten Außenlager des Konzentrationslagers Dachau.

Susanne Siegert arbeitet heute im Bereich Social Media und lebt in Leipzig. Als sie vor drei Jahren mehr über die Geschichte ihrer Heimatregion herausfinden wollte, dachte sie sich: "Warum nutze ich nicht Social Media, um mehr Menschen über die Geschichte des KZ-Außenlagers Mühldorfer Hart zu informieren? Es gibt offene Archive zum Thema, wo ich viel über das Lager, die Menschen und ihre Geschichten herausfinden kann." Also startete sie 2020 ehrenamtlich das Projekt @kz.aussenlager.muehldorf auf Instagram. Anfangs fotografierte sie vor allem Gedenksteine und erzählte die Geschichten der Menschen aus dem Lager. Heute veröffentlicht sie hauptsächlich Videos und berichtet, was sie auf ihrer Suche nach Informationen entdeckt.

Mit ihrem Instagram Account erreicht sie vor allem Menschen aus Mühldorf und Umgebung. Im Herbst 2022 startete Susanne Siegert mit @keine.erinnerungskultur einen weiteren Account bei TikTok, um auch jüngere Menschen aus ganz Deutschland erreichen. Heute hat sie dort mehr als 80.000 Follower*innen. Den Podcast mit dem Namen „zeitzeug:nisse“ startete sie, um ausführlicher über die Menschen aus dem KZ-Außenlager Mühldorf Hart zu erzählen.

Susanne Siegert betreibt ihre drei Kanäle auf Instagram, TikTok und den Podcast bisher selbst in ihrer Freizeit, freut sich aber auch über Kooperationen. Das Museum Mühldorf unterstützt zum Beispiel bei Fragen oder bezieht sie bei Veranstaltungen des Museums mit ein. 

Mittlerweile macht Susanne Siegert in Mühldorf auch Führungen und berichtet über die Geschichte dieses Ortes und der Menschen. Sie hält Vorträge über ihr Engagement und diskutiert auf Podien, welche Rolle Social Media in der Gedenkarbeit spielen kann oder sogar muss.

Susanne Siegert möchte Menschen dazu motivieren, sich aktiv mit der Geschichte ihrer Heimatregion zu beschäftigen. Sie wünscht sich, dass mehr Menschen herausfinden können, welche Orte der Zwangsarbeit oder KZ-Außenlager es gab. “Gedenkarbeit muss aktiv sein und dort stattfinden, wo die Menschen sich aufhalten“, so die Anfang Dreißigjährige. „TikTok, Instagram oder Podcasts können dabei helfen.“  

Engagement macht stark, weil… nichts in der Welt so ist wie das Gefühl, etwas aus echter Überzeugung zu machen.