Was würde passieren, wenn alle Ehrenamtlichen in Deutschland ihr Engagement für eine Woche einstellen würden? Die Antwort lautete: Das Leben in Deutschland stände still. Bundesministerin Dr. Franziska Giffey zum Wert von Bürgerschaftlichen Engagement, zu 15 Jahren »Engagement macht stark!« mit dem Wunsch, gemeinsam weiterzumachen.

Was würde passieren, wenn alle Ehrenamtlichen in Deutschland ihr Engagement für eine Woche einstellen würden? Diese Frage wurde vor kurzem auf einer Veranstaltung zum Engagement im Kinderhospizbereich gestellt. Die Antwort lautete: Das Leben in Deutschland stände still.

Der frühere Bundespräsident Johannes Rau sagte einmal: Ohne Ehrenamt würde alles funktionieren, aber wir würden erfrieren. Ich bin überzeugt: Das gilt heute wie damals. Uns würde menschliche Wärme fehlen, unsere Gesellschaft würde erstarren.

Ich bin dankbar, in einem Land zu leben, in dem ich in einer ausweglosen Situation die Telefonseelsorge anrufen kann – und nicht ein Callcenter. In dem bei Dachbrand die Freiwillige Feuerwehr kommt, und nicht ein kommerzielles Dienstleistungsunternehmen. Ich bin dankbar, in einem Land zu leben, in dem sich mehr als 30 Millionen Menschen engagieren. 30 Millionen Menschen, die sagen: Mir ist nicht egal, was in meiner Nachbarschaft, in meiner Straße passiert.

 

Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement macht Engagement seit 15 Jahren sichtbar

Wir wissen: Bürgerschaftliches Engagement lässt sich nicht verordnen. Wir können dafür nur werben. Und das macht das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement mit der Kampagne „Engagement macht stark!“. Es verleiht den Stimmen von Vereinen, Verbänden und Engagierten Gehör. Es macht Engagement sichtbar.

Die Kampagne „Engagement macht stark!“ wird in diesem Jahr 15 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Der Kampagnen-Höhepunkt ist jedes Jahr im September die Woche des Bürgerschaftlichen Engagements.

Aus 500 Veranstaltungen im Start-Jahr 2004 wurden über 7.700 Veranstaltungen im Jahr 2018. Eine rasante Entwicklung!

Das Bundesfamilienministerium fördert die Woche des bürgerschaftlichen Engagements seit Jahren. Wenn ich der Kampagne etwas zu ihrem Geburtstag wünschen darf, dann, dass sie auch weiterhin so guten Zuspruch erfährt, wie bereits jetzt. Vielen Dank an das Bundesnetzwerk Bürgerliches Engagement für Ihre Arbeit. Sie sind uns ein wichtiger Partner.

Ein schönes Beispiel für die enge Kooperation mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement ist die jährliche, gemeinsame Ausrichtung des Deutschen Engagementtages mit der Verleihung des Deutschen Engagementpreises. Der Preis ist der Dachpreis der mittlerweile über 700 Wettbewerbe und Preise für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland. Am 5. Dezember 2018 habe ich als Familienministerin zum ersten Mal am Deutschen Engagementtag in Berlin teilgenommen. Ich habe gesehen, mit wie viel Energie, Fantasie und Ausdauer sich Menschen für andere engagieren.

Die Gewinnerinnen und Gewinner werden auch dieses Jahr bei der festlichen Preisverleihung am 5. Dezember 2019 in Berlin gekürt.

 

Mein Leitsatz ist: Wir kümmern uns um die Kümmerer. Was heißt das für die Ehrenamtlichen?

Das Bundesfamilienministerium ist auch das Engagementministerium. Deswegen habe ich zu Beginn des Jahres 2019 im Ministerium eine eigene Abteilung für Demokratie und Engagement eingerichtet. Mit unseren Programmen unterstützen wir diejenigen, die sich für andere und für unsere Demokratie einsetzen.

Ein Beispiel ist das Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“. Bis Ende 2018 konnten über 70.000 Patenschaften für geflüchtete Menschen durch die rund 30 Programmträger umgesetzt werden. Aufbauend auf diesem Erfolg haben wir das Programm nun zu einem „Chancenprogramm“ für eine größere Zielgruppe weiterentwickelt. Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement spielt auch hier eine wichtige Rolle beim Informationsaustausch innerhalb des Programms.

Und dann gibt es unser Bundesprogramm „Demokratie leben!“, mit dem wir Initiativen und Vereine fördern, die sich für ein vielfältiges, gewaltfreies und demokratisches Miteinander einsetzen. Es ist nicht nur das finanzstärkste, sondern auch das weitreichendste Präventionsprogramm der Bundesregierung. Bisher war „Demokratie leben!“ bis zum 31. Dezember 2019 befristet. Aber Prävention muss stetig erfolgen, um ihre vorbeugende Wirkung nachhaltig entfalten zu können. Deshalb habe ich als eine meiner ersten Amtshandlungen als Ministerin das Programm entfristet.

„Demokratie leben!“ wird fortgeführt und das ist ein großer Erfolg. Aber ich möchte noch einen Schritt weiter gehen. Die Grundlage für ein friedliches Miteinander in unserem Land, für ehrenamtliches Engagement und für Vielfalt ist die Demokratie. Sie ist aber nicht selbstverständlich. Politische Partizipation und der Umgang mit anderen Meinungen müssen erlernt werden. Projekte und Initiativen zur Demokratieförderung setzen hier an. Wir müssen jedoch wegkommen von einer reinen Projektförderung und stattdessen dauerhaft und verlässlich für unsere Demokratie eintreten: Das will ich mit einem Demokratiefördergesetz erreichen.

 

Erfahrungen im Ehrenamt prägen ein ganzes Leben lang

Ich bin überzeugt: Wer als junger Mensch eine Zeit lang im Krankenhaus oder im Seniorenheim anpackt, vergisst das nie. Ein großes Vorhaben in der Engagementförderung ist daher die Weiterentwicklung der Freiwilligendienste. Im Förderjahrgang 2017/2018 förderte der Bund die pädagogische Begleitung von über 56.000 jungen Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und rund 2.900 im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ).

Das Potenzial ist noch größer. Deshalb haben wir ein Konzept für ein neues Jugendfreiwilligenjahr entwickelt, das die Rahmenbedingungen im FÖJ, FSJ und Bundesfreiwilligendienst (BFD) verbessern und mehr jungen Menschen die Chance zur Teilhabe ermöglichen soll.

 

Machen ist wie wollen – nur krasser

Engagement hat im Bundesfamilienministerium einen hohen Stellenwert.

Bei einer Reise im letzten Jahr habe ich engagierte Jugendliche in Pirna getroffen. Sie haben mir ihr Motto erklärt: „Machen ist wie wollen, nur krasser“. Mir hat das gut gefallen: Anpacken, nicht nur darüber reden. Wer zusammen mit anderen anpackt, fühlt sich verbunden. In Deutschland gibt es sehr viele, die sich engagieren, die anpacken. Ich danke dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement für 15 Jahre Kampagne – die genau das sichtbar macht.

Lassen Sie uns so weitermachen – gemeinsam.

 

Dr. Franziska Giffey,
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend