Ute Kumpf hat als Mitglied des Bundestages von 1998 bis 2013 sowie als Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ die Kampagne »Engagement macht stark!« maßgeblich vorgedacht und unterstützt: Ein Rückblick.

Die Kampagne “Engagement macht stark“ ist eine Erfolgsgeschichte. Vor 15 Jahren vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement aus der Taufe gehoben, wurde sie seitdem, trotz manchem politischen Gegenwind, mit wachsender Beteiligung der Zivilgesellschaft vom BBE engagiert ausgerichtet und vom Engagementministerium gefördert.

Diese Mitmach-Kampagne mit alljährlich wechselndem Themenschwerpunk ist ein Referenzmodell für gute Netzwerkarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik. Die Themenvielfalt und die Entwicklung einer Anerkennungskultur sind ganz im Sinne der Empfehlungen und Forderungen der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagement“.

Eingesetzt vor zwanzig Jahren in der ersten Rot-Grünen Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder, markiert die Enquete-Kommission den Beginn einer eigenständigen Engagementpolitik im parlamentarischen Raum. Die Kommission legte dem Bundestag im Mai 2002 einen umfassenden Bericht vor, mit fundierten Analysen und Empfehlungen für zahlreiche politische Aktivitäten, um die Rahmenbedingungen für das bürgerschaftliche Engagement zu verbessern.

Im April 2003 wurde auf Beschluss des Bundestages der „Unterausschuss „Bürgerschaftliches Engagement“ eingesetzt, dessen Aufgabe es war - und immer noch ist -, die Empfehlungen der Enquete-Kommission auf ihre konkrete Umsetzbarkeit zu prüfen und soweit wie möglich umzusetzen. Ein Signal an die Engagierten, dass ihr Einsatz vom Parlament wahrgenommen, gefördert und gewürdigt werden soll.

Denn Anerkennung gehört zu den wichtigsten Formen der Förderung bürgerschaftlichen Engagements.

Diese Position der Enquete-Kommission gründet sich auf den Freiwilligensurvey von 1999. Schon damals wünschten sich ein Viertel der Engagierten mehr Anerkennung, z.B. in Form von Ehrungen. Einer stärkeren öffentlichen Anerkennung in Presse und Medien wurde allerdings ein deutlich höherer Stellenwert eingeräumt. Die Hälfte der Engagierten sah darin eine wichtige Unterstützung ihrer Tätigkeit (Enquete-Bericht S. 127 ff.)

Dass der Rahmen für das Engagement stimmen muss, wie z.B. Versicherungsschutz, die Ausgestaltung der Aufwandspauschale oder steuerliche Erleichterungen, waren und sind für Engagierte wichtig und auch selbstverständlich. Aber weit wichtiger und ganz oben auf der Liste der Forderungen stehen Information und Beratung sowie ausreichende und angemessene Berichterstattung über freiwilliges Engagement in den Medien.

Die Schaffung von Netzwerken und Interessenvertretungen auf den unterschiedlichen Ebenen und in den verschiedenen Feldern war eine weitere zentrale Forderung der Enquete-Kommission, die mit der Gründung des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement umgesetzt wurde. 2002 mit 170 Organisationen aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gestartet, hat sich das BBE zu einer unverzichtbaren Plattform und zum größten nationalen Netzwerk für die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements entwickelt.

Mit der Aktionswoche „Engagement macht stark!“ wird die Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements erfahrbar, dem sich auch die Politik nicht entziehen kann. Engagement ist unverzichtbar für eine funktionierende Demokratie und lebendige Zivilgesellschaft. Ihre Unterstützung, sei es durch den Bundespräsidenten als Schirmherrn, durch die Förderung des BMFSFJ und durch die Länder ist notwendiger denn je in diesen aufgeregten Zeiten, wo sich die Lautstarken am rechten Rand in den Vordergrund drängen und die Kultur des Dialogs und der Toleranz diffamieren und verhöhnen.

Mit der Aktionswoche „Engagement macht stark!“ wird Appetit auf Engagement gemacht und zum Mitmachen eingeladen. Wenn es sie nicht gäbe, müsste sie heute gegründet werden, um das Engagement sichtbar und die Vernetzung face to face möglich zu machen, nicht nur via Internet und social media. Als Plattform der „Kultur des Guten“ kann sie sich noch lautstarker zu Wort melden und auch mal auf die Straße gehen. Wie wäre es mit einer Auftaktveranstaltung der nächsten Engagementwoche vor dem Brandenburger Tor?

Ute Kumpf, Mitglied des Bundestages von 1998 bis 2013, Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“,
Parlamentarische Geschäftsführerin 2002 bis 2010, Leiterin der SPD AG Bürgerschaftliches Engagement von 2002 bis 2013