Eine Person lernt. Die Person nutzt ihren Laptop und schreibt sich Notizen auf.

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Seit gut 20 Jahren bringen sich immer mehr engagierte Menschen und zivilgesellschaftliche Organisationen in bildungsrelevanten Themen ein. 5,9 -Millionen Menschen waren 2019 laut Freiwilligensurvey allein in Schulen und Kindergärten engagiert, weitere 2,5 -Millionen Menschen in der außerschulischen Jugendarbeit und in der Bildungsarbeit für Erwachsene. Wie Menschen sich darüber hinaus für Bildung engagieren, zum Beispiel als Lesepaten, ist ungewiss – denn entsprechende Forschung fehlt.

Heute ist sich die Wissenschaft weitestgehend einig: Bildung wird nicht nur in Schulen, Hochschulen und anderen klassischen Ausbildungseinrichtungen ermöglicht. Bildungsprozesse finden überall statt: in der Familie, unter Freunden, im Arbeitsalltag und auch im Verein sowie im bürgerschaftlichen Engagement. Gerade Vereine und andere zivilgesellschaftliche Initiativen stoßen nicht nur Bildungsprozesse an, sie tragen zu einem vielfältigen Bildungsangebot bei. Die Palette dieser Bildungsangebote ist so bunt wie unsere Gesellschaft. Sie reicht von den historisch-kulturellen Bildungsangeboten der vielen Museen und Heimatvereine, über Gesundheitsbildung, Umweltbildung bis zu, verstärkt in jüngerer Zeit, digitalen Bildungsangeboten wie Programmieren ebenso wie Medienkompetenz und politische Bildung.  

Bildungsprozesse werden auch nicht nur in Kindheit und Jugend durchlaufen, denn gelernt wird ein ganzes Leben lang. Gerade in unserer heutigen Zeit, die geprägt ist von schnellen gesellschaftlichen Veränderungen, an die wir uns stetig anpassen müssen, ist das lebenslange Lernen eine wichtige Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Hinter vielen Bildungsangeboten, die nicht auf berufliche Qualifikationen ausgerichtet sind, stehen bürgerschaftlich aktive Menschen und ihre Organisationen. Zudem bilden sich auch zahlreiche Menschen, um besser für ihr (ehrenamtliches) Engagement gerüstet zu sein.  

Laut ZiviZ-Survey ist jede dritte zivilgesellschaftliche Organisation im Bereich Bildung tätig. Für jede fünfte ist Bildung das Haupttätigkeitsfeld. Jede zweite zivilgesellschaftliche Bildungsorganisation wurde erst innerhalb der letzten 20 Jahre gegründet. Vereine sind heute die wichtigsten Kooperationspartner für Kitas und Schulen. Durch Fördervereine wird die öffentliche Ausstattung von Schulen, Kindergärten und anderen Bildungseinrichtungen ergänzt, durch Veranstaltungen der soziale Zusammenhalt gefördert.  

Dennoch wissen wir noch viel zu wenig um dieses wichtige Engagement, da es bislang an entsprechender Forschung fehlt. Dabei wäre es wichtig, zu wissen, welche zivilgesellschaftlichen Gruppen sich in welcher Form für Bildung einsetzen und unter welchen Rahmenbedingungen sie welche Bildungsbeiträge leisten. Nur so kann es gelingen, mittelfristig mehr politische Aufmerksamkeit auf diese Bildungsbeiträge zu lenken, um damit bessere Rahmenbedingungen zu erwirken. Das derzeit laufende Verbundvorhaben „Zivilgesellschaft und Bildung. Bürgerschaftliches Engagement in Kommunalen Bildungslandschaften“ (www.netzwerk-stiftungen-bildung.de) ist das erste Forschungsprojekt, das sich auf Bundesebene mit den Bildungsbeiträgen der Zivilgesellschaft befasst. Auf politischer Ebene setzt sich neben vielen anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren die Arbeitsgruppe „Bildung und Engagement“ (www.b-b-e.de/bildung) des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement für bessere Rahmenbedingungen der Bildungsakteure aus der Zivilgesellschaft ein.  

Autorinnen:  Jana Priemer und Sabine Süß