PROJEKT DER WOCHE

Refugee Information Radio Brandenburg

Refugee Information Radio Brandenburg ist ein von Menschen mit Fluchterfahrung produziertes Radioprogramm. Unter dem Dach des Vereins Cagintua e.V. sendet es jeden dritten Montag im Monat zu Themen in den Bereichen Flucht (-Ursachen), Migration und gesellschaftliche Teilhabe.

Thematisiert werden insbesondere: Risiken illegaler Migration, legale Migrationswege, die Situation und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Fluchterfahrung sowie das gemeinsame Engagement mit der lokalen Bevölkerung in Brandenburg. Zudem wird das Refugee Radio auch von jungen Menschen in Ghana, Kamerun, Kenia und Nigeria gehört und informiert über legale Migrationsmöglichkeiten und die Risiken illegaler Migration.

Durch das Refugee Information Radio Brandenburg konnten 15 lokale Radioreporter*innen ausgebildet werden. Die neun Frauen und sechs Männer mit Fluchterfahrung engagieren sich außerdem in unterschiedlichen Unterkünften für Geflüchtete.

Die meisten Menschen haben keine konkrete Vorstellung vom Leben und den Realitäten in den Unterkünften. Für viele Geflüchtete stellt das Refugee Radio eine Verbindung und Kontakt zur Welt außerhalb ihrer Unterkünfte dar, wodurch sie den Gefühlen von Einsamkeit und Isolation etwas entgegensetzen können.  Manche können jedoch die permanente Angst nicht überwinden oder sind mit der Drohung einer Abschiebung konfrontiert. Durch das Refugee Information Radio Brandenburg können diese Lebensrealitäten adressiert und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Zudem werden Vertreter*innen von Organisationen und Initiativen eingeladen, die sich für und mit Geflüchteten engagieren (z.B. Pro Asyl, Opferpespektive e.V., Flüchtlingsrat u.a.). Auf diese Weise verbreitet das Refugee Information Radio Brandenburg die Stimmen von Geflüchteten und Ehrenamtlichen, bringt Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen und fördert den Austausch untereinander. Dadurch macht es auch das Engagement von Migrant*innenorganisationen in Potsdam sichtbar und stärkt zugleich den Bürgerfunk in Brandenburg.

Die von den Reporter*innen gewählten Themen werden in den Sendungen in Deutsch, Englisch und weiteren Sprachen  via UKW (90,7 in Potsdam) und per Stream (http://frrapo.de/player/index.php) – ausgestrahlt. Somit sind sie über die Grenzen Berlins und Brandenburgs hinaus auch international zugänglich.

Zusätzlich ist das Projekt in der Anti-Rassismus- und -Diskriminierungsarbeit aktiv. Unter anderem organisierte der Verein Cagintua e.V. 2019 in Zusammenarbeit mit dem „Netzwerk Migrantenorganisationen Brandenburg - NeMiB e.V.“ Schulungen für Geflüchtete im Rahmen des Projekts „Stärkung Geflüchteter gegen Diskriminierung“. In acht Workshops wurden die Teilnehmer*innen als Anti-Diskriminierungs-Multiplikator*innen ausgebildet und waren anschließend in zwei Radiosendungen zu Gast, wo sie über ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung berichteten.

Im Laufe der Multiplikator*innen-Schulung machte das Projekt die vielfältigen Ängste von Menschen mit Fluchterfahrungen deutlich. So wollten einige Teilnehmende sich weder zu kritischen Problemstellungen äußern, noch fotografiert werden. Zum einen aus Sorge, dass ihre Teilnahme im Projekt zu Problemen in den Unterkünften, bei Behörden oder anderen Institutionen führen könne. Zum anderen weil Angehörige in Transitländern unter Druck von Schlepperorganisationen geraten könnten. Besonders stark ausgeprägt war die Angst, öffentlich über Diskriminierung zu sprechen bei Teilnehmenden mit geringen Bleibeperspektiven. Teilnehmende mit Bleibeperspektive beteiligten sich und sprachen offen ihre Themen an.

Durch die Schulung wurde deutlich, dass Menschen mit Fluchterfahrung sich entgegen vieler Klischees eigenständig engagieren, einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben beitragen und Verantwortung übernehmen wollen. Deutlich wurde auch, dass sie Kompetenzen mitbringen und vor allem die Zusammenarbeit mit ihnen neue Horizonte eröffnet und Spaß macht.

"Engagement macht stark, weil es Menschen ermöglicht sich zu vernetzen, es gibt ihnen Zuversicht und Perspektiven, bestärkt sie und motiviert, sich in der Entwicklungspolitischen Arbeit zu engagieren."