Klima-Protest © Vincent M.A. Janssen / pexels

In der zivilgesellschaftlichen Aufstellung geht es darum, Klimagerechtigkeit durch mehr Klimaschutz und mehr Unterstützung bei der Anpassung an die Klimafolgen sowie der Bewältigung nicht vermiedener Schäden („loss and damage“) zu befördern.

Das ist heute noch viel klarer, als noch vor einigen Jahren. VENRO arbeitet dazu eng mit der Klima-Allianz zusammen, dem großen zivilgesellschaftlichen Bündnis aus NRO, Kirchen, Gewerkschaften etc. zum Klimaschutz in Deutschland, u.a. in gemeinsamen Forderungen an die Bundesregierung.

Weltweit ist auch zu sehen, dass Klimafragen immer stärker mit anderen Fragen sozialer Gerechtigkeit verknüpft werden, da sie nicht voneinander zu trennen sind. Wo arme Menschen insgesamt stark benachteiligt werden, wo wenige Einzelpersonen mehr Reichtum besitzen als die Hälfte der Weltbevölkerung, und wo fossile Energieunternehmen bei hohen Milliardengewinnen weiterhin die Klimakrise anheizen, wo Frauen in vielen Ländern systematisch marginalisiert werden, sind auch größere Gerechtigkeitsfragen in den Blick zu nehmen. Das Versagen von Regierungen, beim Klimaschutz ernst zu machen, führt auch zu immer mehr Klimaklagen, die durch zivilgesellschaftliche Akteur*innen vorangetrieben werden, und die auf dem Rechtsweg mehr Klimaschutz oder Klimafinanzierung einfordern.

Klimaanpassung im Süden politisch verankern

Viele Entwicklungsländer haben bereits Schritte unternommen, Klimaanpassung politisch zu verankern. Ein wichtiges Instrument für die konkrete Planung sind die so genannten Nationalen Anpassungspläne (NAP), die aus dem United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)-Kontext heraus entstanden sind und Länder dabei unterstützen sollen, die Integration von Anpassung in verschiedenen Sektoren und Ebenen zu verankern. Die Erstellung und Umsetzung von NAPs wird unter anderem durch den Grünen Klimafond (GCF) gefördert, zu dem auch Deutschland als Geldgeber maßgeblich beiträgt. Allerdings sind die Fortschritte hier unterschiedlich, erst wenige Länder haben ausgearbeitete Pläne an das UNFCCC-Sekretariat übermittelt, was allerdings eine freiwillige Aufgabe ist.

Aus CARE’s Erfahrung ist es wichtig, sub-nationale Entscheidungsträger*innen und -strukturen miteinzubeziehen, die sehr praktisch mit Klima- und Wetterfragen befasst sind. In einem Projekt in mehreren afrikanischen Ländern lag z.B. das Augenmerk darauf, Dorfvertreter mit landwirtschaftlichen Genossenschaften und Büros der nationalen meteorologischen Organisation zusammenzubringen, um sehr konkret zu überlegen, welchen konkreten Bedarf Bauern und Bäuerinnen haben und wie z.B. meteorologische Daten so aufbereitet werden können, dass sie klimaangepasste Ernteentscheidungen unterstützen. Gender-Aspekte müssen dabei mit einbezogen werden. So können auch lokale Strukturen systematisch zu Anpassung beitragen. Um lokale Belange sowie solche der indigenen Bevölkerung auch international mehr Gewicht zu verleihen, ist im UNFCCC-Prozess mittlerweile die so genannte „Local Communities and Indigenous Peoples Platform (LCIPP)“ etabliert worden. Diese wird nun schrittweise aufgebaut und kann sich zu einem stärkeren Sprachrohr lokaler und indigener Akteur*innen entwickeln.

Die Herausforderungen sind allerdings vielerorts bei knappen Ressourcen so groß, dass Klimafinanzierung durch Industrieländer – auch zur Verantwortungsübernahme – essenziell bleibt und weiter ausgebaut werden muss, um Anpassungsfortschritte langfristig zu gewähren.


Autor:
Sven Harmeling ist Sprecher der AG Klima und Entwicklung bei VENRO und Leiter des Bereichs Klimapolitik bei CARE.