
Mitmachen bewirkt mehr, als man denkt
Miteinander – Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter
Einsamkeit und soziale Isolation gehören zu den gesellschaftlichen Nöten alter und hochaltriger Menschen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, u. a. eingeschränkte Mobilität und Gesundheit, Tod von Angehörigen und Freunden, wachsendes Misstrauen gegenüber einer sich wandelnden Gesellschaft.
Dieser Not begegneten die Malteser mit dem Projekt: „Miteinander – Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter“. Im Rahmen des vom BMBFSFJ geförderten Projektes wurden vom 1.7.2020 bis 31.12.2024 neue Zugangswege zu Seniorinnen und Senioren an mehr als 112 Standorten bundesweit identifiziert. Durch den nachhaltigen Ausbau von niedrigschwelligen, ehrenamtlichen Angeboten wurde Einsamkeit vorgebeugt, bzw. gelindert. Die Enttabuisierung von Einsamkeit als weiteres wesentliches Ziel des Projektes, hat dazu beitragen, dass bei der Zielgruppe Mut entstanden ist, über Einsamkeit zu sprechen und die Hürde psychosoziale Angebote oder Hilfen anzunehmen geringer wurde – auch präventiv für die Zukunft.
Im Rahmen des Projektes „Miteinander – Füreinander“ wurden folgende Einzel- als auch Gruppenangebote ausgebaut und im Verlauf um bedarfsgerechte Maßnahmen ergänzt:
- Angebote zur persönlichen Begleitung
- Angebote zur telefonischen Begleitung
- Angebote zur Steigerung der Mobilität in Alltag und Freizeit
- Treffpunkte zur Förderung der Gemeinschaft und Geselligkeit
- Angebotsnetz im Stadtteil / in der Region
- Malteser Hausbesuch
Insgesamt wurden über 240 Angebote bundesweit etabliert, wovon mehr als 85 % nach Ablauf der Projektlaufzeit nachhaltig weiter bestehen. Die Säule der Angebote bildeten Ehrenamtliche – 3.954 Ehrenamtliche begleiteten über 14.674 Seniorinnen und Senioren in diversen Angeboten.
Darüber hinaus wurden die Angebote auf ihre Wirksamkeit evaluiert und extern begleitet. Die Evaluation zum Projekt liefert wichtige Erkenntnisse über den Erfolg des Projekts sowie Handlungsempfehlungen und wie groß der Einfluss von freiwilligem Engagement sein kann. Menschen, die sich füreinander einsetzen, können nicht nur bestehende Einsamkeit lindern – sie wirken ihr auch präventiv entgegen.
Engagement wirkt – das zeigt auch die Studie
Die Malteser haben im Rahmen ihres Projekts „Miteinander – Füreinander” untersucht, wie freiwilliges Engagement auf Einsamkeit wirkt. Die Ergebnisse sprechen für sich:
Über 70 % der unterstützten Menschen fühlten sich durch die Begegnungen weniger einsam. Und auch die Engagierten selbst profitieren: Sie erleben mehr Sinn, soziale Eingebundenheit und Zufriedenheit. Wer aktiv eingebunden ist, knüpft stabile soziale Netze. Das schützt nicht nur vor eigener Einsamkeit, sondern stärkt auch das gesellschaftliche Miteinander.
Die Studie zeigt, was viele von uns im Engagement-Alltag längst wissen: ein offenes Ohr, ein gemeinsamer Spaziergang, ein Lächeln oder ein regelmäßiger Anruf können viel bewirken – für beide Seiten.
Engagement fördern heißt Einsamkeit bekämpfen
Viele Menschen sind bereit, sich einzubringen – es braucht jedoch die richtigen Rahmenbedingungen dazu. Flexible Formate, gute Begleitung und echte Anerkennung stärken die Bereitschaft zum Mitmachen. Gleichzeitig braucht es dringend politische und gesellschaftliche Unterstützung, um freiwilliges Engagement nachhaltig zu fördern – nicht zuletzt unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und der steigenden zivilgesellschaftlichen Herausforderungen.
Die Ergebnisse der Malteser-Wirksamkeitsstudie liefern dafür eine klare Botschaft: Wer Engagement stärkt, stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt – und begegnet einem der drängendsten sozialen Probleme unserer Zeit mit Menschlichkeit und Wirksamkeit.
Fazit
Ob Besuchsdienst, digitaler Austausch oder Patenschaft – Engagement kann viele Formen haben. Wichtig ist: Es braucht Rahmenbedingungen für Menschen, die sich trauen, den ersten Schritt zu machen. Die Initiative zeigen und bereit sind, ein Stück Zeit zu schenken. Denn Einsamkeit betrifft uns alle – direkt oder indirekt. Hier kann Engagement viel bewirken. Es bringt Menschen zusammen, gibt Halt und Sinn.
Autorin
Elena Oster ist Referentin Soziales Ehrenamt beim Malteser Hilfsdienst in Köln: Leiterin des Projektes Miteinander-Füreinander – Kontakt und Gemeinschaft im Alter (BMBFSFJ), Leiterin Referat Integrationsdienst und seit 2025 Leiterin der Initiative gegen Einsamkeit in der Malteser Bundeszentrale. Kontakt: elena.ostermalteserorg
Kontaktdaten
Malteser Hilfsdienst e. V.
Erna-Scheffler-Straße 2
51103 Köln
0221-9822 2665