Replace Plastic © Jennifer Timrott

Küste gegen Plastik e.V. ist ein kleiner Verein, der 2014 von Küstenmenschen gegründet wurde, denn ihnen fällt das Plastikproblem im wahrsten Sinne direkt vor die Füße. Klar war, dass es nicht damit getan ist, den Müll nur aufzusammeln: wir müssen aufhören, ihn zu produzieren.

Nach Stürmen und Orkanen kann man an vielen Deichen und Stränden nicht mehr übersehen, wie sehr Plastikmüll der Meeresumwelt zusetzt. Im Flutsaum liegen neben Abfällen aus Schifffahrt und Fischerei  die Spuren unseres täglichen Lebens in Tuben, Deckeln, Chipstüten, Spielzeug, Salatschalen, Instantsuppenbechern und sonstigen Verpackungen. 8 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Ozeanen, schätzt die Ellen MacArthur-Foundation. Ein Müllwagen pro Minute, der ins Meer gekippt wird.

Etwa ein Drittel der immensen jährlichen Produktionsmenge an Kunststoffverpackungen landet in der Natur. Plastik ist in der Umwelt nicht abbaubar, es zerfällt nur in immer kleinere Fragmente. Es ist  bereits deutlich zu erkennen, mit welch ungeheurer Geschwindigkeit sich die Veränderungen der Umwelt durch den Plastikmüll vollziehen. Trotzdem geschieht wenig, um diese Entwicklung aufzuhalten. Im Gegenteil: die Produktion von Kunststoffverpackungen steigt - und damit auch der Eintrag des unverrottbaren Materials in die Natur. Mit verheerenden Folgen für Meeresbewohner*innen und noch vollkommen ungewissen Auswirkungen auf Menschen.

Bereits in der Gründungsphase entwickelte Küste gegen Plastik e.V. den Ansatz, an  Hersteller*innen und Anbieter*innen von Produkten heranzutreten, anstatt nur Verbraucher*innen in die Pflicht zu nehmen. Es ist zwar sehr wichtig, dass die Kund*innen verantwortungsvoll handeln und einkaufen. „Doch wir werden das Ruder nicht allein herumreißen, wenn die Unternehmen nicht mitziehen und für Kund*innen in den Regalen keine Alternativen zu finden sind.“ erklärt Jennifer Timrott, Vorsitzende des Vereins.

Mit ihrem Engagement möchten die Macher*innen von Küste gegen Plastik e.V. erreichen, dass wir alle im Supermarkt die Wahl haben. Dazu gehören Mehrwegverpackungen, Unverpackt-Abteilungen, plastikfreie Sortimente in ganz normalen Geschäften.  Die Menschen, denen die Plastikflut gegen den Strich geht, sind bereits sehr viele. Trotzdem bekommen die Aktiven von Küste gegen Plastik e.V. von Hersteller*innen, die sie wegen ihrer Plastikverpackungen angeschrieben haben, immer wieder die Antwort: Die Kund*innen wünschen das so.

„Unsere Erfahrung ist allerdings, dass sich viele Kunden Alternativen wünschen, die sie im Alltag nicht finden.“ widerspricht Jennifer Timrott. Die Stimmen dieser Menschen müssen bei den Hersteller*innen ankommen, damit diese ernsthaft in Innovationsprozesse zu umweltfreundlichen Verpackungen investieren. Dafür hat der Verein die Smartphone-App ReplacePlastic entwickelt. Mit der App kann man den Strichcode eines Produkts scannen und damit eine Nachricht an den*die Anbieter*in erzeugen, dass man sich das Produkt in einer Verpackung ohne Plastik oder mit weniger Plastik wünscht. „Oft erreichen uns täglich zwischen 2.000 und 3.000 Produkteinsendungen, selbst zu Corona-Zeiten sind es über 500 jeden Tag.“ berichtet Timrott. Die Behauptung, die Kund*innen wollen den ganzen Verpackungswahnsinn, ist damit so pauschal nicht mehr zu halten.

Die Unternehmen reagieren auf die E-Mails mit dem  Kundenfeedback sehr unterschiedlich. Manche sind ein wenig beleidigt, aber viele geben zu erkennen, dass ihnen bewusst ist, dass es Zeit ist für Veränderungen. Aus großen Konzernen komme häufiger die Rückmeldung, dass man sich dort in den Nachhaltigkeitsabteilungen über die ReplacePlastic-Mails freut, weil das  ihre Position im Unternehmen stärkt, berichtet Timrott. Erste Erfolge sind auch bei den Verpackungen sichtbar: mehrere Unternehmen haben das Kundenfeedback über ReplacePlastic  bereits zum Anlass genommen, Verpackungen umzustellen. Aktuell arbeitet der Verein an einer Erweiterung der App, mit der Nutzer*innen bei einem Produktscan plastikfrei verpackte Alternativen angezeigt werden können, wenn sie vorhanden sind. Damit wird sichtbar, was schon alles in Bewegung ist, und dass Plastikverpackungen nicht alternativlos sind. Die Erweiterung der App soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden.


Kontakt:
Küste gegen Plastik e.V.
Eiderweg 33
25826 Sankt Peter-Ording
Tel: 0162 349 585 0

www.replaceplastic.de
www.kueste-gegen-plastik.de