Zwei Frauen und ein Mann stehen vor einer Logowand. Der Mann in der Mitte hält eine Urkunde vor sich.
Engagement-Botschafter „Unternehmensengagement für Arbeit und Integration”

„Die solide Ausbildung in einem anerkannten Lehrberuf ist die beste Voraussetzung für junge Geflüchtete, um in ihrer neuen Heimat Deutschland Fuß zu fassen und gleichberechtigter Teil der Gesellschaft zu werden.“

Götz Peter Kaiser, Architekt aus Berlin und beteiligt an „Wir zusammen" – Integrations-Initiativen der Deutschen Wirtschaft

Im Rahmen der vom Jobcenter geförderten „Einstiegsqualifizierung“ soll er die notwendigen sprachlichen, sozialen und fachlichen Grundlagen erwerben, um anschließend in dem Büro und der Berufsschule eine duale Berufsausbildung zum Bauzeichner zu beginnen.
Alle Mitarbeiter des Büros haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Praktikanten innerhalb des Büroalltages bei dem Erreichen dieses Ziels zu unterstützen:

Die Sekretärin liest mit ihm gemeinsam Artikel aus der Tageszeitung und übt die deutsche Aussprache, die Architekten vermitteln Grundkenntnisse in CAD und bautechnischen Fachbegriffen und der Bauleiter nimmt ihn mit auf die Baustellen, um ihm einen Eindruck von der Baupraxis zu vermitteln. Geplant ist, den Geflüchteten nach erfolgreichem Abschluss seiner Ausbildung im Team zu übernehmen.
Götz Peter Kaiser und sein Team sinds davon überzeugt, dass sich Anstrengung lohnt: Für den auszubildenden Geflüchteten, für die Gesellschaft und für das Büro. Durch die Veröffentlichung  seines Engagements – und dem Engagement seines gesamten Teams – möchte Götz Peter Kaiser vor allem kleine Büros von Selbständigen und Freiberuflern ermutigen, ihre jeweiligen Möglichkeiten zur qualifizierten Ausbildung von Geflüchteten auszuschöpfen.

Götz Peter Kaiser im Interview

Engagement macht stark!: Ganz konkret bitte: Wie ist die Idee entstanden, einen jungen Geflüchteten als Praktikanten in Ihr Architekturbüro aufzunehmen?

Götz Peter Kaiser: Veranlasst durch eine Notiz in der Tageszeitung über die Einrichtung einer Abteilung des Jobcenters Brandenburg zur Vermittlung von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt habe ich mit meiner Frau zusammen überlegt, dass wir uns auf diesem Weg engagieren wollen. Sie ist Geschäftsführerin einer von einer Elterninitiative getragenen KiTa- und Horteinrichtung mit 55 Plätzen in Kleinmachnow und beschäftigt jetzt einen Geflüchteten als Küchenhilfe, und wir haben für unser Büro einen Praktikanten (ab dem 01.09.2016 beginnt er eine Ausbildung zum Bauzeichner in meinem Büro) vermittelt bekommen.

Engagement macht stark!: Wie antworten Sie auf die Vorhaltung, das sei ja hoffnungslos gutmenschlich und kaum ein Tropfen auf den heißen Stein?

Götz Peter Kaiser: Hoffnungslos ist es bestimmt nicht, auch nur einem jungen Menschen die Chance zur Integration in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Es müssten sich nur viel mehr Nachahmer finden! Wenn ich jetzt lese, das von den 30 DAX-Konzernen in Deutschland insgesamt (!) 50 Ausbildungsplätze- davon allein 48 bei der Telekom – nur mit Flüchtlingen besetzt wurden, finde ich das ziemlich beschämend wenig.

Engagement macht stark!: Welches wäre die wichtigste politische Maßnahme im Sinne Ihres Engagements?

Götz Peter Kaiser: Den Geflüchteten eine schnelle und eindeutige perspektive hinsichtlich Ihrer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu geben.
Und auf der anderen Seite auch ganz klar öffentlich zu sagen, das natürlich nur ein Teil der nach Deutschland Geflüchteten hier ihre Zukunft sucht. Sehr viele – meine Schätzung liegt bei mindestens 50–60 % – wollen sobald es möglich ist in ihre Heimat zurück, dort haben sie teileweise noch Familienangehörige, Besitz, eigene Existenzen, die wieder aufgebaut werden können. Ein öffentliches Gespräch darüber würde nach meiner Einschätzung die Diskussion über Integration wesentlich entschärfen, weil es eben eigentlich viel weniger Menschen sind, die tatsächlich auf Dauer hier bleiben wollen.

Engagement macht stark!: Können Sie abschätzen, ob Ihr Beispiel in Ihrem Umfeld Schule macht?

Götz  Peter Kaiser: Viel zu wenig, lediglich von einem Kollegen weiß ich, dass er eine Architektin aus Aleppo / Syrien eingestellt hat. Für unsere Berufskammer ist Ausbildung leider nach wie vor ein Fremdwort. Man gewinnt den Eindruck, dass viele lieber lautstark über die großen Probleme der Integration diskutieren als einfach anzupacken. Gerade in meinem Berufsumfeld sollten auch fehlende Deutschkenntnisse kein unüberwindliches Hindernis seien, solange Fachkenntnisse, englisch und der Wille zum Lernen und Lehren vorhanden sind.