Unter diesem Titel diskutierten VertreterInnen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und staatlichen Institutionen am 15. September im GIZ-Haus Berlin die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele und nahmen insbesondere das zwölfte SDG, „Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster“, in den Blick. Die Veranstaltung stand im Zentrum des Thementages „Unternehmensengagement und SDGs“ der „13. Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und wurde gemeinsam von GIZ und BBE organisiert.
Andrea FÜTTERER vom Forum Fairer Handel e.V. und Jörg-Andreas KRÜGER vom WWF Deutschland stellten aus Sicht der Zivilgesellschaft fest, dass die SDGs ein deutlich besserer Ansatz seien als die Millenniumsentwicklungsziele, da sie erstmalig nicht nur den Globalen Süden in den Blick nähmen, sondern alle Bürger, Unternehmen und Staaten weltweit verpflichteten, im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu wirken. Andrea FÜTTERER betonte, dass es möglich sei, zu fairen und ökologischen Kriterien zu produzieren. Dennoch läge der Anteil an fair gehandelten Lebensmitteln in Deutschland noch immer unter einem Prozent. Entscheidend, um hier eine Änderung herbeizuführen, sei aus ihrer Sicht eine größere Politikkohärenz, durch die Unternehmen gezwungen würden, nachhaltig zu wirtschaften. Hier stimmte Jörg-Andreas KRÜGER zu. Problematisch sei, dass die Politik häufig nicht den legalen Mindestrahmen festlege und der Wettbewerb so durch eine Minderheit an Unternehmen, die sich weigerten, nachhaltig zu produzieren, nach unten verzerrt würde. KRÜGER erklärte, Nachhaltigkeit brauche einen Rahmen, der von der Gesellschaft gesetzt würde – diese Rahmensetzung benötige Gesetze.
Dem widersprach Peter KUSTERER von IBM Deutschland. Nicht Vorschriften und Sanktionen seien entscheidend für die Entstehung nachhaltiger Produktionsketten. Stattdessen sei die Nachfrage Hauptkriterium dafür, wie Unternehmen produzierten. Unternehmen besäßen zudem einen intrinsischen Anreiz, nachhaltig und damit ressourcenschonend zu produzieren. Ein Unternehmen, dass sich dauerhaft gegen die Bedürfnisse der Gesellschaft stelle, könne nicht erfolgreich sein, so KUSTERER. Johanna BALZER von Ethletic Berlin gab als Vertreterin eines Kleinunternehmens, welches sich auf nachhaltige Produktion spezialisiert hat, zu, dass es häufig schwierig sei, insbesondere in ärmeren Gesellschaften, Menschen zu überzeugen, nachhaltiger und damit in vielen Fällen schwieriger und bürokratischer zu produzieren. Häufig trage jedoch bereits ein geringer Mehraufwand bei der Produktion dazu bei, nachhaltige Lieferketten einzurichten und somit einen wichtigen Beitrag zur Agenda 2030 zu liefern.
Lale AKGÜN, Leiterin des Projektbüros „Newtrade“ der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen erklärte, entscheidend für eine nachhaltige Produktion sei der Konsument. Hier käme dem Staat nicht nur eine Vorbildfunktion, sondern als größtem Konsumenten auch die zentrale Rolle für eine Veränderung der Produktionsbedingungen zu. Immer wieder würde derzeit über die Bekämpfung von Fluchtursachen diskutiert – dass nachhaltiger Konsum ebenfalls elementar für die Lebensbedingungen in den Ländern des Globalen Süden sei, würde dabei häufig vernachlässigt. Yvonne ZWICK von der Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung betonte, die von der Agenda 2030 angestrebten globalen nachhaltigen Konsum- und Produktionsmuster seien nur denkbar, wenn sich die Lebensweise der Industrieländer auf alle Staaten übertragen ließen. Um dies zu erreichen, müssten Menschen in Industrieländern auch auf der individuellen Ebene darauf achten, nachhaltig zu konsumieren. Bei der Ausgangsfrage der Veranstaltung „Wer soll´s richten?“ waren sich die Referenten einig – vom Staat über die Wirtschaft bis zur Zivilgesellschaft und dem einzelnen Bürger müssten alle gemeinsam im Sinne der Agenda 2030 handeln, damit die SDGs erreicht werden könnten.
Bericht zuerst erschienen in RÜCKSPIEGEL | Nr. 24 | 11.-15.09.2017, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH