
Der Thementag Integration und Kultur am 11. September 2017 stellte in diesem Zusammenhang die integrative und kommunikative Kraft von Kunst und Kultur in den Fokus. Im Rahmen der zentralen Veranstaltung des Thementages wurden die Ergebnisse des Freiwilligensurveys 2014 zum Engagement in der Kultur näher beleuchtet.

BKJ fordert: Engagement und Inklusion müssen einhergehen
Zentrale Veranstaltung zum Thementag „Integration und Kultur”

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) fordert, dass Engagement für alle besser gefördert wird, und der Kulturbereich sich für alle Menschen öffnet – für mehr Teilhabe. Aus den zentralen wissenschaftlichen Ergebnissen zum freiwilligen Engagement in Kultur, die beim Fachtag „Diversität, Inklusion und Engagement in Kultur“ der BKJ am 11. September 2017 in Berlin vorgestellt worden sind, geht hervor, dass Kultur der drittgrößte Engagementbereich in Deutschland ist, aber noch einiges zu tun bleibt.
Kultur ist der drittgrößte Engagementbereich in Deutschland. Die Menschen, die sich hier engagieren, sind auch eine unverzichtbare Stütze für die vielfältigen Angebote in der Kulturellen Bildung. Ihr Engagement ermöglicht ihnen kulturelle Teilhabe und befördert das soziale Miteinander.
Das ist gut, doch ist es für viele ehrenamtlich geprägte Vereinsstrukturen wie Chöre, Orchesterverbände oder Amateurtheater auch schwierig neue Engagierte* zu gewinnen, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen, und die dazu beitragen, die Angebotsvielfalt aufrecht zu erhalten. Die Zahlen zeigen außerdem, dass diejenigen, die sich engagieren, eine kulturell eher homogene Gruppe sind. Diversität und Inklusion sind mit Blick auf die Engagement-Landschaft offenkundig noch kein Standard der Zivilgesellschaft.

Eine zentrale Frage ist daher: „Wie kann freiwilliges Engagement in Kultur für alle unter den Gesichtspunkten von Inklusion und Diversität möglich gemacht werden?“ Die BKJ empfiehlt, dass die Einrichtungen und Angebote freier Träger und die zahlreichen Vereine der Laienbewegungen, die abseits von kommerziellen Anbietern das kulturelle Leben prägen, für alle Menschen vielfältige Möglichkeiten schaffen, sich bei ihnen zu engagieren.
Marleen Mützlaff, Vorstandsmitglied der BKJ, sagte im Rahmen des Fachtags: „Freiwilliges Engagement erfordert eine inklusive Ausrichtung und die Ansprache sowie Einbindung von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Erfahrungen und Möglichkeiten. Angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen ist es unbedingt notwendig auch für unser Feld der Kulturellen Bildung, andere Menschen für die Arbeit in Vereinen und Initiativen zu gewinnen als bisher. Das kann gelingen, in dem wir leicht zugängliche Engagementmöglichkeiten schaffen, die weniger voraussetzungsreich sind.“
Im Kulturbereich gibt es erste Ansätze zu diversitätssensibler Entwicklung, um einerseits freie Kulturschaffende* aus unterrepräsentierten Communities zu stärken und andererseits langfristig strukturelle und institutionell verankerte Diskriminierungsformen abzubauen sowie diversitätsorientierte und demografiebasierte Entwicklungsprozesse in den Kultureinrichtungen zu etablieren. Dazu konnten im Rahmen des Fachtags Bahareh Sharifi und Sandrine Micossé-Aikins vom Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung der Kulturprojekte Berlin GmbH eine Einführung geben. Die BKJ stellte außerdem die Ansätze zu Inklusion und Diversität in Freiwilligendiensten aus ihrem Programm Freiwilligendienste Kultur und Bildung vor, die in den vergangenen Jahren entwickelt worden sind.

Unter dem Titel „Vielfalt verstehen – Zusammenhalt stärken“ präsentierte Jana Priemer, Projektleiterin in der Wissenschaftsstatistik im Wissenschaftszentrum des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, die Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017. Sie beschrieb, wie sich die Zivilgesellschaft aktuell wandelt und betonte, dass ohne freiwilliges Engagement keine Zivilgesellschaft existiere. Es gelte daher, das Engagement durch gute Rahmenbedingungen zu stärken. Das sei auch die Grundvoraussetzung, damit Vereine Raum und Kapazitäten haben, ihre Öffnungsprozesse für mehr kulturelle Teilhabe zu gestalten.
Die BKJ hatte eine Sonderauswertung des Freiwilligensurveys 2014 zum Engagementbereich Kultur in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse beim Fachtag vorgestellt wurden. Außerdem hat die BKJ verschiedene Empfehlungen für freiwilliges Engagement daraus abgeleitet und mit der Studie veröffentlicht.
Der Freiwilligensurvey ist die größte aktuelle Untersuchung zur Zivilgesellschaft und zum freiwilligen Engagement in Deutschland. Er wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben und seit 1999 alle fünf Jahre zur Verfügung gestellt.
Informationen über den Freiwilligensurvey
Der „ZiviZ-Survey – Zivilgesellschaft in Zahlen“ ist eine repräsentative Befragung der organisierten Zivilgesellschaft in Deutschland. Befragt werden Vereine, Stiftungen, gemeinnützige GmbHs und Genossenschaften.
Informationen über den ZiviZ-Survey
(Text/Bilder: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V.)

Themenpartner
Bei der inhaltlichen Ausgestaltung werden wir durch starke Partner unterstützt:
Der Deutsche Kulturrat e. V. ist der Spitzenverband der Bundeskulturverbände. Er ist der Ansprechpartner der Politik und Verwaltung des Bundes, der Länder und der Europäischen Union in allen spartenübergreifenden kulturpolitischen Angelegenheiten. Ziel des Deutschen Kulturrates ist es, kulturpolitische Diskussion auf allen politischen Ebenen anzuregen und für Kunst-, Publikations- und Informationsfreiheit einzutreten.
Er ist einer der hervorgehobenen Themenpartner der diesjährigen Aktionswoche des bürgerschaftlichen Engagements.

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) ist der Dachverband der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung in Deutschland. Sie ist ein Zusammenschluss von 56 bundesweit agierenden schulischen und außerschulischen Institutionen, Fachverbänden und Landesdachorganisationen der Kulturellen Bildung.
Die Mitgliedsorganisationen repräsentieren die unterschiedlichen Künste, Kultursparten und kulturpädagogischen Handlungsfelder. Sie sind Träger von kommunalen, landes- und bundesweiten, teils auch internationalen Einrichtungen, Projekten, Weiterbildungsangeboten und Wettbewerben. Im Netzwerk BKJ tauschen sie sich miteinander aus, bündeln ihre Interessen, optimieren ihre Angebote und entwickeln ihre Strukturen weiter.
Ihr Ziel ist die Weiterentwicklung und Förderung der Kulturellen Bildung: gesellschaftlich sensibel, nachhaltig, möglichst für jeden Menschen zugänglich, von Anfang an und ein Leben lang. Die BKJ versteht sich als Sprachrohr und Katalysator der Belange von Kultureller Bildung.
Good-Practice-Projekte

RambaZamba e. V.
Theater RambaZamba
Das Theater RambaZamba liegt mitten im Herzen Berlins in der Kulturbrauerei und wurde 1991 von Gisela Höhne und ihrem Lebenspartner gegründet. Es wurde vielfach ausgezeichnet und ist laut Presse das „wichtigste integrative Theater Deutschlands, bei dem Behinderung als Stärke zu erleben ist“.

youvo e. V.
youvo – Die Engagement-Plattform für junge Kreative
Das Ziel von youvo ist es, junge Kreative mit sozialen Organisationen zusammenzubringen, die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit benötigen. Studierende bekommen durch youvo die Möglichkeit, sich mit ihren Fähigkeiten für soziale Projekte einzusetzen und gleichzeitig Praxiserfahrung zu sammeln.
Vergangene Themen

Thema 2024
Nachhaltig engagiert
Im Rahmen der Kampagne haben wir gemeinsam mit anderen Engagierten beleuchtet, wie Nachhaltigkeit und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) das Wirken für bürgerschaftliches Engagement bestimmt und wie vorbildliche Engagement-Praxis in diesem Themenfeld aussehen kann.

Thema 2023
Engagement für Bildung
Neben dem öffentlichen Bildungssystem hat sich ein großes Engagement-Angebot für Bildung entwickelt. Viele Menschen engagieren sich, um Bildungsgerechtigkeit zu verbessern, Defizite auszugleichen und das Gemeinwesen zu stärken. Wir wollen die Engagement-Praxis sichtbar machen.

Thema 2022
Unternehmen und Zivilgesellschaft
Zusammen mit unseren Partner*innen haben wir gezeigt, wie freiwillig engagierte Vereine, Verbände, NGOs, Projekte, Gruppen oder Initiativen mit großen und kleinen Unternehmen für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten.